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»Auch ohne Pelz ist mir warm. Das Gläschen, das ich getrunken, brennt mir in allen Adern. Meinen Kummer habe ich schon vergessen. So ein Mensch bin ich. Was brauche ich denn überhaupt?

Photo by C D-X / Unsplash

Ein Schuster wohnte mit Frau und Kindern bei einem Bauern zur Miete. Er besaß weder ein eigenes Haus noch ein Stück Land und ernährte sich und die Seinen durch seine Schusterarbeit. Das Brot war teuer, und die Arbeit billig; alles, was er verdiente, wurde sofort verzehrt. Der Schuster und seine Frau hatten zusammen nur einen Pelz, und dieser war schon arg zerfetzt; seit zwei Jahren hatte der Schuster die Absicht, sich Schaffelle zu einem neuen Pelz zu kaufen. Im Herbst hatte der Schuster etwas Geld gespart: seine Frau hatte in der Truhe einen Dreirubelschein liegen, und die Bauern im Dorfe schuldeten ihm noch fünf Rubel und zwanzig Kopeken. Eines Morgens rüstete sich der Schuster, ins Dorf zu gehen, um sich die Felle zu kaufen. Er zog sich über das Hemd die wattierte baumwollene Jacke seiner Frau und darüber seinen Kaftan aus Tuch, steckte sich den Dreirubelschein in die Tasche, brach sich einen Stecken ab, frühstückte und machte sich auf den Weg. Er sagte sich: »Ich werde fünf Rubel von den Bauern bekommen, meine drei Rubel dazutun und für dieses Geld Schaffelle für den Pelz einkaufen.« Der Schuster kam ins Dorf und ging zu einem seiner Schuldner; dieser war nicht zu Hause, und seine Frau versprach, das Geld im Laufe der Woche zu schicken, gab ihm aber keinen Heller; der zweite Schuldner, den er aufsuchte, schwor, kein Geld zu haben, und zahlte ihm nur zwanzig Kopeken für das Ausbessern eines Paares Stiefel. Der Schuster wollte dann die Schaffelle auf Borg nehmen. Doch der Gerber wollte ihm nichts auf Borg geben. »Wenn du bares Geld bringst, kannst du dir Ware nach deinem Belieben aussuchen; ich weiß ja gut, was es heißt, solche Schulden einzutreiben.« So gelang es dem Schuster nicht, etwas auszurichten; er hatte nur die zwanzig Kopeken einkassiert und von einem Bauern den Auftrag bekommen, ein Paar alte Filzstiefel mit Leder zu besetzen. Der Schuster war darüber betrübt; er trank für die zwanzig Kopeken Schnaps und ging ohne Felle nach Hause. Als er morgens ins Dorf ging, fror es ihn; doch jetzt, nachdem er den Schnaps getrunken, fühlte er sich auch ohne Pelz erwärmt. So geht der Schuster seinen Weg, klopft mit dem Stecken auf die mit einer Eiskruste überzogenen Steine, schwenkt mit der anderen Hand die Filzstiefel hin und her und führt ein Selbstgespräch: »Auch ohne Pelz ist mir warm. Das Gläschen, das ich getrunken, brennt mir in allen Adern. Ich brauche überhaupt keinen Pelz. Meinen Kummer habe ich schon vergessen. So ein Mensch bin ich. Was brauche ich denn überhaupt? Ich kann gut ohne Pelz auskommen. Auch ohne Pelz werde ich mein Leben beschließen. Allerdings wird sich mein Weib grämen. Es ist ja auch wirklich ärgerlich: ich muß mich für den Bauern abmühen, und er zieht die Bezahlung immer hinaus. Warte nur, mein Lieber! Wenn du mir das Geld nicht bringst, so nehme ich dir deine Mütze! Bei Gott! Was soll es denn heißen?! Du willst mir wohl die ganze Schuld in Zwanzigkopekenstücken bezahlen! Was kann man denn mit zwanzig Kopeken anfangen? Höchstens ein Glas Schnaps trinken. Du sprichst von deiner Not. Leide ich denn keine Not? Du hast ja ein Haus und Vieh und eine ganze Wirtschaft, ich aber habe nichts als das, was ich an mir trage; du hast dein eigenes Brot, und ich muß mir welches kaufen. Wenn ich nach Hause komme, heißt es gleich, das Brot sei zu Ende. Nun muß ich wieder eineinhalb Rubel auslegen. Ich brauche also wirklich mein Geld!«

En sonuncu