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Winter, erste Schnee, Kalt »jetzt wird's alle Tage kälter, dann kommt der Winter, wo alles friert!« seufzte der kleine Cherubino

Photo by Svitlana / Unsplash

Langsam verging der Winter; aber der März brachte klare, sonnige Tage, man konnte die milde Frühlingsluft in das Krankenzimmer lassen. Wie ein gefangenes Vögelein flog Zephirine hinaus, um dem Bruder die ersten Blümchen zu suchen. Es war ein schöner Abend, als sie mit einem Sträußchen von Schneeglöckchen und den ersten Veilchen an sein Bett trat. »Wie Noahs Täublein mit dem Ölzweig, nicht wahr, Vater?« sagte Leon zu diesem. »In Frankreich gibt's früher Blumen,« sagte der Vater; »da dauert der Winter nicht so lang.« »Vater,« sagte Leon mit klarerer Stimme als zuvor, »ich weiß wohl, daß ich nicht nach Frankreich komme; aber in ein Land, wo es nie, gar nie Winter wird, der Herr Pfarrer hat mir's gesagt.« Der Vater beugte sich auf ihn, um seine Tränen zu verbergen. »Wo ist denn Leonie?« fragte der Kranke, »es ist ja so dunkel.« »Hier,« flüsterte Leonie leise an der andern Seite des Bettes. »Lieber Vater,« fing er wieder lächelnd an, »gelt, wenn wir nicht damals in die Kirche gegangen wären, so hättest du uns nicht gefunden? Sieh, so hat mich der Heiland zu dir geführt und du mich zum Heiland, nicht wahr?« Der Vater nickte. »Leonie!« sie drückte seine Hand, sie war ganz kalt; »Leonie, weißt du, wie die Tür damals aufging und du sprangst herein, und bist bei uns daheim geblieben? – weißt du noch?« »Freilich,« sagte sie leise. »Leonie, wenn ich im Himmel bin, daheim bei dem lieben Gott, da geht wohl auch einmal die Tür auf und du kommst herein und bleibst bei uns immer, immer und ewig, nicht wahr?« Es wurde dunkel im Zimmer, der Kranke schlief ein und erwachte nicht mehr. Es war wieder Herbst geworden und die schönsten Spätblumen schmückten Leons Grab, das ein immerblühender Garten war. Leonie pflegte es morgends und abends, es war ihr liebster Gang, ihre zweite Heimat; sie war fast so oft dort als Leons Vater, der lange schon auch ihr Vater war. Sie hatte ihn oft hinabgeleitet mit stillem Tritt, mit viel heißen Tränen. Aber allmählich wurden ihre Wangen wieder gerötet, ihre Augen hell, ihr Gang leicht, und ein heiteres Lächeln wie sonst erhellte ihr Gesichtchen. Sie war nicht mehr die leichte, lustige Zephirine; aber sie war wieder die heitere Leonie, die des Bruders letzte Tage so hell gemacht. Herr von Ormont sah dies wohl, und er freute sich darüber. Er wußte, daß in einer jungen Seele das Leid nicht ewig währen kann; er wußte auch, daß sie darum den Bruder nicht vergessen. »Leonie,« sagte er eines Tages, »liebes Kind, du weißt wohl, daß mein Haus deine Heimat ist, aber es ist eine trübselige. Du bist noch jung und hast viel zu lernen, ein langes Leben liegt noch vor dir. Sie sagten mir in Nürnberg, du seiest zur Kunst berufen. Du sollst freilich nicht mehr, wie mit deinem armen Vater, im Wagen durch die Welt fahren; aber ich will dich in eine große Stadt bringen, wo du erst lernen sollst, was die Kunst Schönes hat. Du bist über deine Jahre verständig; besinn dich, Kind, bis morgen, ob du nicht zum alten, heitern Künstlerleben zurückkehren willst!« Leonie besann sich, wie es der Vater gewünscht; sie schlief die Nacht wenig. Alle die Herrlichkeiten des Theaters, die sie in großen Städten gesehen, die rauschende Musik, die prächtigen Gewänder, der ganze Zauber, der auf jener bunten Welt liegt, ging an ihr vorüber, und sie fühlte ihr Herz wieder klopfen in froher Erwartung, wie damals, wenn sie dachte: »In dies Feenreich sollst du eintreten!« Aber es kamen nachher andere Bilder, viel andere: ihres Vaters trauriges Sterbebett und Leons friedliches Scheiden. Und als sie gegen Morgen entschlummerte, da war ihr Herzchen ruhig, sie wußte, was sie wollte. Sie ging am Morgen wie gewöhnlich mit dem Vater auf Leons Grab. »Weißt du, Vater, was Leon sagte, ehe er starb? Es werde einst droben eine Tür aufgehen und ich zu ihm kommen und daheimbleiben immer und ewig, wie ich früher hier zu euch gekommen bin. Siehst du, Vater, ich weiß nicht recht, ob es eine Sünde ist, ein Leben zu führen, wie mit dem armen Papa, oder wie die schönen, prächtigen Frauen auf dem Theater; aber ich glaube, es ist doch schwerer in den Himmel zu kommen. Solange ich so tanzte, konnte ich nicht recht an die Kirche und den Heiland denken: drum will ich den Weg zum Himmel lieber suchen, wie damals den Weg zu euch, in der Stille und mit Mühe, als in Tanz und Glanz. Wenn du glaubst, ich soll noch mehr lernen, so schicke mich nach Nürnberg; aber laß mich nachher wieder dein Kind sein, du bist ja so allein!« Der Vater glaubte, daß das Kind das Rechte erwählt habe, und ließ es so geschehen. In Nürnberg wurde sie mit der alten Liebe aufgenommen und erzählte viel, viel von ihrem lieben Bino. und als Herr von Ormont wirklich wieder einzog in das Erbe seiner Väter, da begleitete ihn sein treues Töchterlein als eine fromme, liebliche Jungfrau. Zu keiner Zeit, in Freude und Leid, hat sie vergessen, an die Stunde zu denken, wo sie eintreten dürfe zu ihrem seligen Bruder.



Winter ist schon da!

Tee trinken!

En sonuncu